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50 Jahre Mutter-Kind-Pass – Ein Pass, der Leben rettet

Die Österreichische Ärztekammer schaut zurück auf fünf Jahrzehnte Erfolgsgeschichte Mutter-Kind-Pass und stellt Konzepte für die Zukunft vor.

„Der Mutter-Kind-Pass war und ist ein medizinhistorischer Meilenstein mit enormer positiver Auswirkung“, strich Johannes Steinhart, Präsident der Österreichischen Ärztekammer, im Rahmen einer Pressekonferenz die Bedeutung des Mutter-Kind-Passes heraus. Dieses Paradebeispiel der Vorsorgemedizin wurde von der damaligen Gesundheitsministerin Ingrid Leodolter unter sehr intensiver Einbeziehung der Ärztekammer ins Leben gerufen und seither stetig weiterentwickelt und verbessert, erinnerte Steinhart. Durch die konsequente Integration der Ärztinnen und Ärzte in diese Entwicklungen seien der Praxisbezug und die Realitätsnähe gewährleistet gewesen. Die Ärztekammer hat vor einigen Jahren eine eigene Mutter-Kind-Pass-Kommission gegründet und damit federführend zu einer qualitätsvollen und wissenschaftsbasierten Anpassung des Mutter-Kind-Passes beigetragen. „Es ist erfreulich, dass die Politik auch die zukünftige hohe Bedeutung des Mutter-Kind-Passes erkennt und ihn finanziell besser ausstattet. Seit dem Vorjahr stehen zusätzliche 17 Millionen Euro pro Jahr zur Verfügung, und jetzt geht es darum, diese zusätzlichen Mittel vernünftig und bestmöglich im Sinne von Müttern und Kindern einzusetzen“, so Steinhart.

Rolle der Allgemeinmedizin

Die Einführung des Mutter-Kind-Passes sei ein Meilenstein in der Gesundheitsvorsorge, betonte auch Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Kurie: „Er ist ein Vorbild für gelungene Vorsorgemedizin und nimmt auch heute noch eine Spitzenposition in der Europäischen Präventionsmedizin ein“, sagte er. Besonders in den ersten Jahrzehnten, aber auch jetzt noch besonders in den ländlichen Gebieten, betreuen die Allgemeinmediziner Schwangere und Kinder im Rahmen des Mutter-Kind-Passes. Weiters spielen sie eine wichtige Rolle bei der „Internen Untersuchung“, welche zwischen der 17. und 20. Schwangerschaftswoche durchgeführt wird.

Im Rahmen der vorgesehenen Untersuchungsintervalle werden bei den Allgemeinmedizinern unkompliziert auch die vorgeschriebenen Laboruntersuchungen angeboten - sei es die Beurteilung des Blutbildes, Untersuchung auf Infektionserreger oder auch der Blutzuckerbelastungstest. Bei den Kindern spielt auch die laufende Ernährungsberatung, Beratung bei Übergewicht und ähnliches eine entscheidende Rolle, welche vor Ort angeboten wird: „Die kontinuierliche begleitende Betreuung trägt einen entscheidenden Beitrag zum guten Verlauf der Schwangerschaft und zur gesunden Entwicklung der Kinder bei“, sagte Wutscher. Letztlich ist auch die Kontrolle des Impfstatus der Schwangeren und dann die Durchführung der im Impfplan vorgegebenen Impfungen ein wichtiger Teil der Vorsorge. „Der richtige Impfschutz der Mutter bedeutet auch für den Säugling eine passive Immunisierung, die Impfungen der Kinder eine wesentliche Vorsorge“, sagte Wutscher.

Schrittmacher für Präventionsmedizin

„Der österreichische Mutter-Kind-Pass ist ein großer politischer Wurf und eine der schönsten Erfolge in der österreichischen Medizinhistorie“, sagte Thomas Fiedler, Obmann der Bundesfachgruppe Frauenheilkunde und Geburtshilfe der Österreichischen Ärztekammer. Wesentliche Meilensteine seien nicht nur die Einführung der Ultraschalluntersuchungen gewesen, sondern auch die laborchemischen Untersuchungen.

Was den Ausbau des Mutter-Kind-Passes angehe, gebe es einen regen Austausch mit der Wissenschaft sowie mit den Sozialversicherungen und dem Gesundheitsministerium: „Dieses Erfolgsmodell soll sich natürlich weiterentwickeln, um die Zukunft dieses Vorsorgetools abzusichern, aber gleichzeitig sollten auch die Finanzierbarkeit und die Zumutbarkeit bei den Eltern mitbedacht werden“, sagte Fiedler.

Einmalig an diesem Vorsorgemodell sei die Integration der Möglichkeiten durch die moderne Medizin kombiniert mit einem finanziellen Anreizsystem: „Keine andere Vorsorgeuntersuchung wird so lückenlos und so gerne angenommen wie der Mutter-Kind-Pass“, sagte Fiedler. Daher solle der Mutter-Kind-Pass als Schrittmacher für alle weiteren, zukünftigen Überlegungen gesehen werden, die Vorsorgemedizin zu stärken und so das Gesundheitssystem in Österreich noch weiter zu verbessern. „Freuen wir uns über 50 Jahre Erfolgsgeschichte und nehmen das großartige Ergebnis als Auftrag, analoge Modelle in der Vorsorgemedizin zu entwickeln“, appellierte Fiedler an die Sozialversicherung und die Politik.

Begleitung der Kinder

„Auch aus kinderärztlicher Sicht ist der Mutter-Kind-Pass ein eminent wichtiges Vorsorgetool für das körperliche Gedeihen und die Gesamtentwicklung unserer Kinder“, sagte Bernhard Jochum, Obmann der Bundesfachgruppe Kinder- und Jugendheilkunde der Österreichischen Ärztekammer. Durch die Mutter-Kind-Pass-Untersuchungen würden nicht nur die Entwicklung des Kindes begleitet und etwa psychomotorische Entwicklungen genau mitverfolgt, sondern ebenso die Eltern unterstützt: „Gerade in der heutigen Zeit gibt es viele Informationen im Internet, die bei den Eltern auch Ängste schüren und Fragen zur Entwicklung ihrer Kinder aufwerfen, die wir im Arztgespräch sehr oft relativieren und damit auch die Familien beruhigen können“, sagte Jochum.

Eine der Meilensteine bei der medizinischen Weiterentwicklung des Mutter-Kind-Passes sei aus kinderärztlicher Sicht die Hüftsonographie, damit ließen sich Operationen zu nahezu hundert Prozent verhindern.

Für die Zukunft sei eine Weiterentwicklung dahingehend sinnvoll, die Vorsorgeuntersuchungen über den 5. Geburtstag hinaus zu erweitern. „Zwischen dem fünften und dem 18. Geburtstag klafft leider eine Vorsorgelücke, die durch die Schuluntersuchungen nicht genügend gefüllt werden kann“, betonte Jochum. Gerade in diesem Altersbereich seien aber viele Entwicklungsschritte – nicht nur die Pubertät – die ärztlich betreut werden sollten: „Die Erweiterung wäre ein absoluter Gewinn in der Vorsorgemedizin“, ist Jochum überzeugt.

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Foto Credit: ÖÄK/Stefan Seelig



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