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„Für die Attraktivierung der Kassenmedizin ist ein ganzes Maßnahmenbündel nötig“, betont der ÖÄK-Vizepräsident und fordert moderne Lösungen statt eindimensionalen Ansätzen.
„In einem sind sich in der österreichischen Gesundheitspolitik alle einig: Das Kassensystem muss attraktiver gemacht werden. „Die Frage ist nun, wie wir das angehen – genau das haben wir in unserem 7-Punkte-Plan für eine starke Kassenmedizin festgehalten“, sagt Edgar Wutscher, Vizepräsident der Österreichischen Ärztekammer und Bundeskurienobmann der niedergelassenen Ärzte. Das Wichtigste dabei sei, zeitgemäße Maßnahmen auf mehreren Ebenen zu setzen: „Es hilft und reicht nicht, immer und immer wieder die finanzielle Gebarung der Kassenärztinnen und Kassenärzte zu betonen und sich zu wundern, warum sich die fast 300 offenen Kassenstellen in Österreich trotzdem nicht besetzen lassen“, sagt Wutscher. Leistungsgerechte Honorare ohne die aktuell bestehenden Behandlungsbeschränkungen wie Deckelungen und Degressionen seien ein wichtiges Element, aber keinesfalls das einzige. Ebenso wichtig seien die Aufwertung der Gesprächsmedizin und flexiblere Kassenverträge, betont Wutscher: „Wenn sich Ärztinnen und Ärzte für Kassenverträge interessieren, sie aber die vorgegebene Ordinationszeit zum Beispiel aufgrund von Betreuungspflichten nicht einhalten können, gibt es seitens der Gesundheitskasse überhaupt kein Entgegenkommen“, kritisiert er: „Damit zwingt die Kasse diese Ärztinnen und Ärzte ja förmlich in den Wahlarztbereich“, unterstreicht Wutscher. Die Lösung: Teilzeit-Kassenverträge könnten Abhilfe schaffen.
„Moderne und gerechte Arbeitsbedingungen stehen auch ganz oben in unserem ‚7-Punkte-Plan für eine bessere Versorgung im niedergelassenen Bereich‘, den wir in den vergangenen Wochen und Monaten der Politik persönlich mit auf den Weg gegeben haben“, sagt Wutscher.
Runder Tisch für die zukünftige Gesundheitsversorgung
Auch die Umsetzung des einheitlichen Leistungskatalogs ist eine wichtige Voraussetzung für eine gestärkte Kassenmedizin. „Nach Jahren folgenreicher Einsparungen und schädlicher ‚Dämpfungspfade‘ braucht es endlich wieder Investitionen in den niedergelassenen Bereich“, so Wutscher. Notwendig für optimalen Patientenservice und bessere Medikamentenversorgung der Bevölkerung sind auch die ärztliche Medikamentenabgabe und der Erhalt und Ausbau von ärztlichen Hausapotheken. „Ein kooperatives Nebeneinander von ärztlichen Hausapotheken und öffentlichen Apotheken garantiert die optimale Versorgung der Bevölkerung mit Medikamenten. Zudem ließen sich so Kassenstellen vor allem im ländlichen Raum einfacher besetzen“, sagt der ÖÄK-Vizepräsident.
Die weiteren Maßnahmen im 7-Punkte-Plan der Bundeskurie sehen ein stärkeres Vorgehen gegen die Konzernisierung in der Medizin, Investitionen in die Digitalisierung des Gesundheitssystems sowie eine nachhaltige Stärkung von Prävention und Vorsorgemedizin vor. „Ich lade die Systempartner herzlich ein, mit uns gemeinsam diese Punkte umzusetzen – nur so lässt sich unser solidarisches Gesundheitssystem für die Zukunft absichern. Unsere Forderung nach einem Runden Tisch mit Vertretern der Ärztekammer, der Politik und der ÖGK zur Finanzierung der Gesundheitsversorgung für die Zukunft ist nach wie vor aufrecht“, so Wutscher.
Service: Hier finden Sie den 7-Punkte-Plan.
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