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ÖÄK-Experte zu Alzheimer: „Sich nicht dem Schicksal überlassen!“

Vorbeugende Maßnahmen können das Erkrankungsrisiko senken. Damit sollte möglichst früh begonnen werden, sagt Neurologe und Fachgruppenobmann Christian Bsteh.

„Alzheimer-Demenz ist eine neurodegenerative Erkrankung, für die es derzeit noch keine grundlegend verbessernde oder gar heilende Therapie gibt. Dennoch kann das Risiko zu erkranken durch die Vermeidung von beeinflussbaren Risikofaktoren vermindert werden“, nimmt Christian Bsteh, Neurologe und Fachgruppenobmann für Neurologie in der Österreichischen Ärztekammer den Welt-Alzheimertag am 21. September zum Anlass, um Betroffene an ihre eigenen Möglichkeiten zu erinnern.

Auch wenn die exakte Ursache von Alzheimer bis heute ungeklärt sei, gehe die Forschung davon aus, dass es bei der Erkrankung zu einer Anhäufung und Ablagerung zweier Proteine im Gehirn komme, die die Funktionsfähigkeit der Nervenzellen beeinträchtigten. „Das führt schließlich zum Absterben von Nervenzellen, was einen fortschreitenden Verlust der kognitiven Fähigkeiten zur Folge hat“, erklärt Bsteh. Die Krankheit äußere sich vor allem durch Gedächtnisprobleme und Orientierungsschwierigkeiten. Auch werde es für Betroffene immer schwieriger, Entscheidungen zu treffen oder Dinge zu planen bzw. zu organisieren. Durch die immer älter werdende Bevölkerung nehme die Zahl der Erkrankten zu und werde sowohl für das Gesundheitssystem als auch für die Gesellschaft ein zunehmend schwerwiegendes Thema.

Trotzdem könne man dieser Entwicklung mit bestimmten Maßnahmen entgegenwirken, betont der Neurologe. „Da die neurologischen Veränderungen im Gehirn viel früher passieren als sich die Erkrankung für die Familie und die Betroffenen bemerkbar macht, sollte möglichst früh mit vorbeugenden Maßnahmen begonnen werden.“ Dazu gehöre die Vermeidung von Risikofaktoren wie Übergewicht, zu hoher Cholesterinspiegel, Rauchen oder übermäßiger Alkoholkonsum. Im Gegensatz zu genetischer Disposition könnten Betroffene solche Faktoren selbst beeinflussen und mit einem entsprechend gesunden Lebensstil mithelfen, die Krankheit so lange wie möglich hinauszuzögern.

„Neben gezieltem Training von Gedächtnis und Konzentration kann man auch mit dem richtigen Speiseplan und ausreichender Bewegung sehr viel erreichen“, weiß Bsteh. Bei der Ernährung sollte der Kohlenhydratbedarf vor allem durch Gemüse und Obst und der Eiweißbedarf besonders durch Fisch gedeckt werden. Bei den Fetten sollte Margarine vermieden werden und ein gewisser Anteil von Nüssen und Mandeln stammen. Auf Zucker und Weißmehlprodukte sollte weitgehend verzichtet werden. Viel könne auch regelmäßiger Sport bewirken: „Im Jugend- und Erwachsenenalter verbraucht das Gehirn etwa 20 Prozent der vom Herz beförderten Blutmenge. Im Alter verschiebt sich der Anteil auf 25 Prozent. Umso wichtiger ist es, für eine optimale Durchblutung zu sorgen.“ Besonders günstige sportliche Betätigungen seien längere Spaziergänge, Bergwandern, Laufen oder Radfahren.

In jedem Fall wichtig sei auch der Weg zum Arzt. „Spätestens wenn zum Beispiel vereinbarte Termine nicht wahrgenommen oder Ereignisse der letzten Tage oder Wochen nicht mehr erinnert werden, sollte eine eingehende Untersuchung beim Neurologen erfolgen.“ Das sei auch insofern wichtig, als viele Patienten bei Gedächtnisstörungen sofort an Alzheimer denken würden. Oft seien solche kognitiven Beeinträchtigungen aber harmlos und hätten ganz andere Ursachen, die dann beim Arzt abgeklärt werden könnten. Für die Behandlung von Alzheimer seien in letzter Zeit Medikamente wie etwa der Wirkstoff Lecanemab entwickelt worden, der den Krankheitsverlauf in der Frühphase abbremsen könne und der in den USA bereits seit Anfang 2023 zugelassen sei. „Leider hat sich die Europäische Arzneimittelagentur EMA gegen die Zulassung des Wirkstoffs ausgesprochen“, bedauert Bsteh. Man könne nur hoffen, dass durch zunehmende Erfahrung mit dem Medikament eine Neueinschätzung erfolge.



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